Pestpogrome

Kategorie: Geschichte

Bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts blieben die Juden in Wittlich von Verfolgungen verschont, die die Gemeinden z.B. an der Untermosel getroffen hatten. Die Verfolgungen im Rahmen der Pest in den Jahren 1348/49 bedeuteten aber das Ende der ersten Gemeinde in Wittlich. „Die weiträumig wirksame, existentielle Bedrohung der gesamten Bevölkerung durch die bis dahin in einer derartigen Wirkung unbekannte Pest steigerte die traditionelle, religiös wie auch wirtschaftlich begründete antijüdische Stimmung. Sie gipfelte in dem weit verbreiteten Vorwurf, die Juden verursachten die Pest durch Vergiftung der Brunnen. Den Pogromen, die seit dem November 1348 im deutschen Reich einsetzten, fielen bis zum Sommer 1350 die weitaus meisten der in Deutschland lebenden Juden zum Opfer.“29 Wie sich diese Verfolgungen in Wittlich abgespielt haben, ist nicht bekannt. „Wenn wir auch wissen, daß die Pest noch im April 1351 in Bremm an der Mosel wütete, so kennen wir aus der Stadt Wittlich keine Einzelheiten. Lediglich eine Nachricht im Deutzer Memorbuch nennt die Stadt als Verfolgungsort.“30

Nur an ihren Folgen kann man die Katastrophe erkennen. „Edelknecht Herbrand von Weiler bekundet, daß Erzbischof Balduin von Trier ihn belehnt habe mit einem Haus und einer Hofstatt in Wittlich am Markt. Das Anwesen liegt zwischen dem Haus der Eheleute Hermann und Sophia von Hammerstein (Hamerstein) und dem Besitztum des verstorbenen Juden Moses (Musseth). Dieses Haus ist durch den Tode des Wittlicher Juden Erwin des Kleinen an den Erzbischof zurückgefallen.“31 Diese Urkunde vom September 1350 ist nicht die einzige, in der die Folgen der Pogrome deutlich werden. In einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1357 werden die früher in Wittlich wohnenden Juden Erwin Luscus, Moses, die Brüder Josemann und Michael sowie deren Schwager Josemann und deren Verwandter Jakob von Ediger“ erwähnt. „Die Pfandschaft besteht aus einem Judenhaus, das dem Moses, einem Wittlicher Juden des Erzbischofs, gehört hatte.“32 Dieses Haus wird dann im Jahre 1358 an Balduin von Wittlich gegeben. In dieser Urkunde wird auch gesagt, dass Erzbischof Boemund II., der Nachfolger Balduins, ihm damit „eines seiner Judenhäuser in Wittlich übertragen habe“.33 Zum einen ist also davon auszugehen, dass es mehrere solche Häuser und natürlich eine entsprechende Zahl an Juden in Wittlich gab. Und es wird auch erkennbar, dass die Häuser der Juden sich am Markt oder in unmittelbarer Nähe befunden haben. Die Juden siedelten, wie in anderen Orten auch, unmittelbar am Markt, dem Zentrum der Stadt, wo sie ihre Geschäfte tätigen und ihre Beziehungen u.a. zum kurfürstlichen Hof pflegen konnten.


29 Haverkamp (wie Anm. 2), S. 450.

30 Burgard (wie Anm. 4), S. 325.

31 Kortenkamp (wie Anm. 3), S. 252.

32 Kortenkamp (wie Anm. 3), S. 263.

33 Kortenkamp (wie Anm. 3), S. 268.