Joseph Feiner - ein Wittlicher Lehrer in Hamburg

Der Bildungsreformer

Kategorie: Joseph Feiner

 Von Joseph Feiner finden sich zahlreiche Beiträge in jüdisch-liberalen Zeitungen. Er befasste sich dabei immer wieder mit jüdischen Bildungsreformern und artikulierte seine eigenen Reformideen zum jüdischen Erziehungs- und Bildungswesen. Darüber hinaus verfasste er von 1893 bis 1936 acht umfangreichere Publikationen, mit denen er weit über Hamburg hinaus bekannt wurde. Gegen eine Selbst-Ghettoisierung und eine von Antisemiten auferlegte gesellschaftliche Rollenzuweisung im Bereich der Berufswahl tritt der Metzgersohn aus Wittlich schon 1900 entschieden ein für einen „Handfertigkeits-Unterricht“ in jüdischen Schulen und wirbt für vermehrte Ausbildung junger Juden im Bereich des Handwerks – ein Thema, das in den späten Jahren der Weimarer Republik und vor allem nach dem Boykott jüdischer Geschäfte und Anwälte vom April 1933 im deutschen Judentum unter dem Schlagwort â€žBerufsumschichtung“ breites Interesse finden wird.

Eine Biographie über den ersten jüdischen Richter in Deutschland, Gabriel Rießer (1806-1863), erscheint 1905. In dieser Schrift wird viel von Feiners eigenem Denken erkennbar, für das er insbesondere bei seinen jugendlichen Lesern wirbt: „So wie er (Rießer) die besten und höchsten Eigenschaften des Menschen und Bürgers in sich vereinigte, so sei auch unser Sehnen nach der besseren Zukunft, unser Wirken und Schaffen in freudloser Gegenwart getragen von den Ideen, die groß und edel und liebenswert erscheinen lassen unsern Gabriel Rießer: Pflichttreue, Patriotismus, Menschenliebe, Recht und Wahrheit!“ Dem großen Hamburger Bildungsreformer Dr. Anton Rée widmet Joseph Feiner 1916 eine weitere Biographie, in der er besonders Rées Bemühungen, die sozialen Benachteiligungen im Bildungswesen zu beseitigen, herausarbeitet. Wer heute über Bildungsreformen diskutiert, ist nicht schlecht beraten, Rées Schriften selbst oder wenigstens Feiners Abhandlung über diesen „Kämpfer für Recht und Fortschritt“ in die Hand zu nehmen. Ein weiteres Buch Feiners porträtiert den jüdischen Reformtheologen Ludwig Philippson (1811-1889); dieses 1912 erschiene Werk versieht Feiner mit der Widmung: „Meinen lieben Eltern zur goldenen Hochzeit!“ Zusammen mit zwei ehemaligen Lehrerkollegen gibt Feiner 1936 noch die Lyrikanthologie „Not und Hoffnung“ heraus; hier versammeln die Herausgeber 125 Gedichte jüdischer Autoren, die von wenigen Ausnahmen (wie Heine, Werfel) abgesehen, heute weitgehend vergessen sind.


Franz-Josef Schmit, Erstveröffentlichung in: Der Säubrenner 2011, S. 80 – 85.

Fotos: Franz-Josef Schmit

Lit.:
Biografie von F. J. Schmit:
Joseph Feiner - Ein jüdischer Lehrer aus Wittlich. Stationen eines bewegten Lehrerlebens. Trier 2011. (Bd. 13 der Schriftenreihe des Emil-Frank-Instituts. Hrsg. von Reinhold Bohlen).