Joseph Feiner - ein Wittlicher Lehrer in Hamburg

Die letzten Jahre

Kategorie: Joseph Feiner

Seit seinem 31. Lebensjahr war Joseph Feiner Mitglied der Hamburger Freimaurerloge „Die Bruderkettte“, einer der ältesten, bereits 1847 gegründeten Hamburger Logen, die auch Juden offen stand. In den Jahren 1921 bis 1926 leitete Feiner die Loge als „Meister vom Stuhl“. Mehrere Reden Feiners bei Versammlungen der Logenbrüder haben sich erhalten und zeigen, wie umfassend beheimatet Feiner in der deutschen Geistesgeschichte war. Mit dem Ende der Loge im März 1933 war für den idealistischen Bildungsbürger Joseph Feiner ein weiterer Ort gesellschaftlichen Lebens weggebrochen.

Nach dem Suizid seiner ersten Frau Fanny im Sommer 1918 war Feiner ein zweites Mal verheiratet. Doch scheint diese Ehe wenig glücklich verlaufen zu sein und schon vor 1933 nicht mehr bestanden zu haben, auch wenn eine Scheidung nicht nachweisbar ist.

Todesanzeige Feiner Joseph 300Am 11. März 1938 öffnete Joseph Feiner, der inzwischen in Hamburg Blankenese zur Untermiete wohnte, die Gashähne in seiner Küche und stirbt. Im Polizeibericht ist in zynischer NS-Diktion zu lesen, dass er sich einer bevorstehenden Festnahme wegen „Rassenschande“ habe „entziehen wollen“. Wie die Enkelin, Frau Dr. Inge Flehmig (HH), berichtet, war er tags zuvor mit einer ehemaligen nichtjüdischen Schülerin im Gespräch beobachtet und denunziert worden. So weit war es in Feiners geliebtem Hamburg und Deutschland gekommen. Joseph Feiners Symbioseträume hatten in der Zeit der Nazibarbarei keine Chance mehr.
In Hamburg-Blankenese gibt es einen „Stolperstein“ für Joseph Feiner. In Wittlich könnte in anderer Form (z.B. durch Benennung einer Straße oder Bildungseinrichtung) an diesen bedeutenden Sohn der Stadt erinnert werden.


Franz-Josef Schmit

Foto: Franz-Josef Schmit