Die neue Synagoge von 1910

 

Synagoge Zeichnung Vienken Front Seite 1200

 

Kriegs- und Nachkriegszeit

Ein Jahr später, im Juni 1940, wurde nach dem Westfeldzug der deutschen Armee die ehemalige Synagoge in ein Kriegsgefangenenlager umgewandelt. Einfache Betten wurden gezimmert; Essen bekamen die Gefangenen aus dem Hospital St. Wendelini Sie arbeiteten an verschiedenen Stellen der Stadt, u.a. in der Holzindustrie „Kümmel und Co“ in der Kalkturmstraße. Außerdem waren sie als Arbeitskräfte bei den Bauern und Winzern begehrt und lebten dann auch teilweise in den Familien.

US Truppen vor ehemaliger Synagoge März 1945 Kreisbildarchiv 500

Die Synagoge blieb bis zum Einmarsch der amerikanischen Alliierten am 10. März 1945 Kriegsgefangenenlager. Ein Stacheldrahtfenster im Treppenhaus zur ehemaligen Frauenempore erinnert an ihr Schicksal.
Im Zuge der Restitution wurde die Jüdische Kultusgemeinde Trier als Rechtsnachfolgerin Eigentümerin des Besitzes der ehemaligen Synagogengemeinden im Regierungsbezirk Trier. Somit war sie auch zuständig für die Wittlicher Synagoge, und ab April 1950 war sie nun die rechtmäßige Eigentümerin.
Lange Jahre war die Nutzung des Gebäudes ungeklärt. Die ins Exil gegangenen Juden Wittlichs meldeten sich aus den USA und aus Israel zu Wort. Verschiedene Möglichkeiten wie ein Verkauf und eine Instandsetzung für andere Zwecke, aber auch der Abriss und die Errichtung eines Gedenkortes wurden erwogen. Unter anderem sollte das Geld des Verkaufserlöses für Synagogen in Israel verwendet werden.
Währenddessen zerfiel der Bau immer mehr. Im Jahre 1974 trat die Jüdische Kultusgemeinde Trier an die Stadt Wittlich heran mit dem Wunsch, das Gelände zu kaufen, das Gebäude abzureißen und dort eine Grünfläche und einen Gedenkstein zu errichten. Im Zusammenwirken des damaligen Bürgermeisters Karl Adolf Orth mit dem neuen Vorsitzenden der jüdischen Kultusgemeinde Trier, Gerd Voremberg, gelang es jedoch, das Gebäude vor dem endgültigen Abriss zu bewahren. Im Dezember 1975 schließlich wurde der Kaufvertrag abgeschlossen. Die Stadt Wittlich hatte bereits die Möglichkeiten der Nutzung als Kulturraum zu klären versucht. Unter gewissen Auflagen stimmte die Jüdische Gemeinde in Trier dem Plan zu.


Dr. Marianne Bühler 
Foto: U.S. Army photograph, Emil Frank Institut, Wittlich