Die jüdische Schule in Wittlich

Schulbuchauszug 1200

Kategorie: Wortlaut

Alfred Ermann (Hans Alfred Ermann)

Schüler der Cusanusschule von 1926 - 1932


 "Was meine Schulzeit auf der Cusanusschule anbetrifft, so bin ich mir in keiner Weise von einem öffentlichen Antisemitismus bwußt, die Lehrer im  allgemeinen standen auf einem hohen akademischen Niveau und gaben sich alle Mühe, uns etwas zu lehren und anständige Menschen aus uns zu machen. In meiner Klasse waren 33 Abiturienten , und ich und Liesel Cohn, geborene Marcks waren die jüdischen Schüler. In der ein Jahr jüngeren Klasse war Hans Ermann -Tobias der jüdische Schüler. Lehrer Hartmann war unser Religionslehrer bis zur Reifeprüfung. Es gab national gesinnte Lehrer, die möglicherweise Antisemiten waren, möglicherweise der nationalsozialistischen Partei angehörten, aber nie antisemitische Bemerkungen machten...

Wir waren alle in dem Sinne national, daß wir das Beste für Deutschland wünschten, daß die wirtschaftliche LAge zu schwierig war, daß die Reparationen abgeschafft und die Bedingungen des Versailler Vertrages in jeder Weise reduziert werden mußten.

Die Beziehungen mit meinen Mitschülern waren kameradschaftlich, obwohl die Nazi-Ideologie, besonders in den letzten Jahren, sich mehr und mehr durchsetzte. ich war wohl ein sehr naiver junger Mann, aber ich war mir keines Judenhasses in meiner Klasse bewußt, das Wort Jude hörte man selten..."

Auszug aus einem Brief an Franz-Josef Schmit vom 16.12.1988

 

Autor


Dr. Marianne Bühler, 2019

Qu.: Angaben bei dem jeweiligen Kapiteln