Die neue Synagoge von 1910

 

Synagoge Zeichnung Vienken Front Seite 1200

 

Der Innenraum

Synagoge inneres 1200

Im Innern wurde der Raum, dem Gedanken der Reform entsprechend, ähnlich wie ein Kirchenraum gestaltet. Baumeister Vienken orientierte sich dabei am romanischen Stil. Vom Vorraum gelangte man auf der linken Seite in ein Repräsentantenzimmer, auf der rechten Seite befand sich der Aufgang zur Frauenempore, die drei Seiten umfasste. Der Hauptraum der Synagoge wurde durch eine Bogenarchitektur gestaltet, die ihren Höhepunkt im Chorraum hatte. Es gab, ebenfalls entsprechend einem Kirchenraum, fest installierte Bänke. Auch die Plätze waren fest an einzelne Personen vergeben.

Entgegen der althergebrachten Ordnung mit dem Vorlesepult in der Mitte des Raumes wurde dieses jetzt in den Chorraum verlegt. Auch der Aron HaKodesh, der Thoraschrein, wurde in einer portalartigen Architektur gestaltet und aufwändig dekoriert. Er war im Dreiecksgiebel mit römischen Zahlzeichen für die 10 Gebote geschmückt und auf dem unteren Gebälk mit einer hebräischen Inschrift, übersetzt „Wisse, vor wem du stehst“ versehen. Die ewige Lampe wurde davor angebracht. Der Chorraum wurde durch eine Schranke abgetrennt, die den Charakter eines „Allerheiligsten“ hervorhob.

Die Dekoration des Raumes orientiert sich am jüdischen Bilderverbot und enthält unter anderem stark stilisierte Palmetten-Motive an den Pfeilern. Der Chorraum wurde durch einen gemalten „Teppich“ geschmückt, der sich auch farblich am Vorhang vor der Bundeslade im heiligen Zelt der Israeliten in der Wüste orientiert. Der festliche Charakter des Raumes wurde durch den prächtigen doppelten Radleuchter in der Mitte noch einmal besonders betont.


Dr. Marianne Bühler

Foto: Emil Frank Institut, Wittlich; Liesel Hirschfeld-Ermann