Der Boykott gegen Juden vom 1. April 1933

Kategorie: Das Jahr 1933

Reichsweit wurden nach einem streng festgelegten Reglement Geschäfte, Betriebe und Kanzleien von deutschen Juden boykottiert. Mehs notierte in seinem politischen Tagebuch zu diesem „Schauspiel: Es ist ekelerregend, es ist unmenschlich, es ist unchristlich, es ist ein Schandfleck an der deutschen Kultur.“ Für Wittlich haben sich zehn Fotos zu dieser Aktion erhalten, auf denen die NS-Parolen gut zu lesen sind. Für überlebende deutsche Juden stellte dieser Tag eine tiefe Zäsur dar, zumal einige Vereine Ende April den „Arierparagraphen“ in ihre Satzung aufnahmen und damit verdiente jüdischen Mitglieder ausscheiden mussten. Ein erster antisemitischer Boykottaufruf, getarnt als „Mahnruf an Deutsche Christen!“, war schon zur „Notweihnacht“ 1931 in Wittlich zu lesen („Meidet das jüdische Warenhaus! Kauft bei Christen!“).

6 Deutsches Geschäft WTB 4.6.35 500

 

Ohne Druck von oben kennzeichneten Wittlicher Geschäftsleute ihre Läden mit einem Schild „Deutsches Geschäft“ und warben damit auch in Zeitungsanzeigen.

Weitere Informationen zum Boykott: 

Boykott 250 r

Autor: Franz-Josef Schmit, November 2020

Literatur

  • Mehs, Matthias Joseph: Tagebücher vom November 1929 bis September 1946. Hrsg. von Günter Wein und Franziska Wein. 2 Bd., Trier 2011.
  • Petry, Klaus: Wittlich unter dem Hakenkreuz. 3. Teil der Stadtgeschichte. Wittlich 2009.
  • Zeitenwende. Das 20. Jahrhundert im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Bearbeitet von Erwin Schaaf. Wittlich 2000.
  • Wein-Mehs, Maria: Juden in Wittlich 1808 – 1942. Wittlich 1996.
  • Einbezogen sind eigene Recherchen des Verfassers zum Nationalsozialismus in Wittlich.