Die Shoah

Flucht und Vertreibung

Kategorie: Die Shoah

Im Laufe des Jahres 1938 hatte sich die Lage auch für die Juden in Wittlich immer mehr verschärft. Ihre wirtschaftlichen Möglichkeiten wurden immer stärker eingeschränkt und schließlich völlig unmöglich gemacht. Seit dem Pogrom vom 10.November 1938 war auch das religiöse Leben zum Erliegen gekommen. Es gab weder Synagoge noch Schule mehr. Von den etwa 270 Juden, die 1933 in Wittlich lebten, hatten bereits über 160 die Stadt verlassen und waren entweder direkt ins Ausland oder auch innerhalb von Deutschland verzogen. Im November 1938 waren noch etwa 80 Personen in der Stadt. Ihre Möglichkeiten, die Stadt zu verlassen, waren aus verschiedenen Gründen sehr eingeschränkt. Es fehlten ihnen die finanziellen Mittel oder auch die Zusage für eine Auswanderung ins rettende Ausland. Oder Alter und Krankheit setzten ihren Bemühungen Grenzen. So gelang einigen trotz vieler Bemühungen die Auswanderung nicht mehr. Nach den Ereignissen des Novembers 1938 konnten noch einmal knapp 50 Personen Wittlich verlassen. Aber mehr als die Hälfte blieb in Deutschland, und für sie gab es kaum mehr einen Weg in die sichere Freiheit. Mit Beginn des Krieges im September 1939 sanken die Möglichkeiten der Auswanderung gegen Null. Die noch in Wittlich verbliebenen Juden mussten schließlich in die so genannten „Judenhäuser“ in der Oberstraße Nr. 54 und 56 ziehen, wo sie auf engem Raum zusammenlebten und versuchten, zu überleben.


 Dr. Marianne Bühler