Moritz und Julia Dublon

Deportiert und ermordet

Kategorie: Moritz Dublon

Mit Beginn der Nazizeit gehen Dublons Geschäfte rapide zurück, weil insbesondere die Großbauern der Region ihm den Handel und ausstehende Zahlungen verweigern. Schon im Herbst 1934 muss er einen Teil seines Besitzes zum Begleichen der Schulden verkaufen.
Einer Verhaftung im September 1935, als 400 Menschen nach einer Parteiveranstaltung zum Thema „Wir bleiben Antisemiten!“ vor seinem Haus randalieren, kann er sich durch rechtzeitige Flucht nach Luxemburg entziehen. Dort lebt er fast ein Jahr bei seiner Schwester, bevor er sich wieder in seine Heimatstadt zurückwagt.
Zum 1. September 1937 entziehen ihm die Wittlicher Naziherren die Handelserlaubnis. Beim Pogrom am 10. November 1938 werden die gut bürgerliche Einrichtung seines Hauses und das gesamte Inventar der koscheren Küche so demoliert, dass die Familie Dublon zu einem befreundeten Juden ziehen muss. In einer kargen Ein-Zimmer-Wohnung harrt das Ehepaar noch einige Monate in Wittlich aus, unterstützt von der Luxemburger Schwester. Ende Juli 1939 ziehen Moritz und Julia Dublon zusammen mit ihrer jüngsten Tochter Ilse und der damals 83jährigen Mutter nach Köln. Dort stirbt Emilie Dublon im Dezember 1941 an Altersschwäche.

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Moritz und Julia Dublon fanden auch in Köln keinen sicheren Platz, um dem NS-Terror zu entkommen. Am 20. Juli 1942 wurden sie zusammen mit über 1.100 deutschen Juden aus Köln und dem Kölner Umland nach Minsk deportiert. Dieser Transport kommt nach vier Tagen auf dem Güterbahnhof der weißrussischen Hauptstadt an. Männer, Frauen und über 100 Kinder unter zehn Jahren werden erst gar nicht mehr in das Minsker Ghetto gebracht, sondern gleich in das bis heute wenig bekannte Todeslager Malyi Trostenez, dem größten deutschen Vernichtungslager auf dem Boden der Sowjetunion. Wie viele Menschen dort ermordet wurden, kann bis heute nur geschätzt werden. Zwei der vermutlich über 60.000 Opfer waren die Wittlicher Moritz und Julia Dublon, die unmittelbar nach Verlassen des Zuges entweder erschossen oder in einem der bereit stehenden Gaswagen ermordet wurden. In der früheren Sowjetunion war die Erinnerung an ermordete Juden weitgehend tabu. Dabei soll es nicht bleiben: Das Dortmunder Internationale Bildungs- und Begegnungswerk hat schon über 500.000 Euro Spenden für ein Mahnmal und eine kleine Gedenkstätte gesammelt, in der die individuelle Erinnerung an alle Opfer des Lagers wach gehalten werden soll. Erinnerungsarbeit ist auch im Jahr 2014 nicht frei von politischen Interessen. So protestierten Altstalinisten dagegen, dass künftig auch die in Trostenez von den deutschen Besatzern erschossenen russischen Kriegsgefangenen in das Gedenken einbezogen werden – zu Stalins Zeiten galten diese schlichtweg als „Volksverräter“ und nicht als ehrenwerte Helden der glorreichen Roten Armee.

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Franz-Josef Schmit, Erstveröffentlichung im Trierischen Volksfreund, 9. 11.2014

Zeitungsausschnitt: Wittlicher Tageblatt, 11.09.1935, Kreisarchiv

Bescheinigung: Varda Paz