Der „Opferring“

Kategorie: Das Jahr 1934

Menschen, die aufgrund der Partei-Aufnahmesperre vom 2. Mai 1933 noch nicht der NSDAP beitreten konnten, bot die Mitgliedschaft im so genannten „Opferring“ ab März 1934 die Möglichkeit, ihr Einverständnis mit der NSDAP zu bekunden. In Wittlich wurde diese Organisation von dem Apotheker Hermann Haake, einem der aktivsten NS-Propagandisten in der Stadt, geleitet.

 

Die meisten Mitglieder des „Opferrings“ traten Anfang Mai 1937 der NSDAP bei. Im April 1936 gehörten dem „Opferring“ 238 Personen aus Stadt und Kreis an. In Wiitlich war – folgt man etwa Mehs (politisches Tagebuch) – der Druck auf die Beamten und Angestellten der öffentlichen Verwaltung besonders hoch, so dass sich aus diesen Reihen viele Namen unter den NSDAP-Mitgliedern und „Opferring“-Zugehörigen finden. Mehs zu den „Opferring“-Mitgliedern: „Der Opferring umfasst diejenigen Volksgenossen, die früher in anderen politischen Lagern standen und in die NSDAP hineinwollen, aber eine Quarantäne mitmachen, indem sie durch Opfer den Ernst ihrer Gesinnung und Umstellung beweisen.“
Im April 1936 wurde das „Opferring“-Buch mit Holzschnitten von Hanns Scherl und dem Text von Peter Kremer in Wittlich präsentiert – ein Geburtstagsgeschenk für Hitler mit der Widmung „283 dankbar eroberte Menschenherzen dem Führer…“ Gauleiter Simon überreichte das Buch Hitler in Berlin am 20. April.

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Autor: Franz-Josef Schmit, November 2020

Literatur

  • Mehs, Matthias Joseph: Tagebücher vom November 1929 bis September 1946. Hrsg. von Günter Wein und Franziska Wein. 2 Bd., Trier 2011.
  • Petry, Klaus: Wittlich unter dem Hakenkreuz. 3. Teil der Stadtgeschichte. Wittlich 2009.
  • Zeitenwende. Das 20. Jahrhundert im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Bearbeitet von Erwin Schaaf. Wittlich 2000.
  • Wein-Mehs, Maria: Juden in Wittlich 1808 – 1942. Wittlich 1996.
  • Einbezogen sind eigene Recherchen des Verfassers zum Nationalsozialismus in Wittlich.