Der Jüdische Friedhof in Wittlich
Hintergründe
Lage
Der jüdische Friedhof in Wittlich liegt weit außerhalb der Stadt, am Stäreberg, rechts der Lieser, unweit von der Kreisstraße 54 nach Großlittgen. Kurz nach der langgezogenen Linkskurve, an der auf der linken Seite der Wald beginnt, geht ein Weg links ab. Dort befindet sich ein Schild, das auf den Friedhof hinweist. Der Schlüssel ist beim Kulturamt der Stadt Wittlich, Neustr. 2, oder im Emil-Frank-Institut, Schlossstr. 10, ausleihbar.
Der jetzt existierende Weg, der über eine Anhöhe und Felder zu dem kleinen Waldstück mit dem Friedhof führt, ist 1991 wieder freigemacht worden, nachdem er lange nicht mehr zugänglich war.
Größe
Der Friedhof ist mit über 3800 qm der größte im Kreis Bernkastel-Wittlich. Der zweitgrößte befindet sich in Neumagen-Dhron an der Mosel, gefolgt von dem Friedhof in Osann-Monzel.
Belegung
Der Blick vom Eingangstor zeigt auf der rechten Seite eine fast freie Fläche mit einzelnen Grabsteinen. Die linke Seite ist dagegen von hangaufwärts angelegten Grabstätten ganz belegt. Der Eindruck täuscht allerdings. Denn der Teil auf der rechten Seite des Weges ist der ältere, und auch er ist voll belegt. Es sind dort aber nur einzelne Grabsteine erhalten. Dort findet man die ältesten Grabsteine des Friedhofes. Die jüngsten Bestattungen fanden in den Jahren 1940/41 statt; diese Gräber befinden sich in der linken unteren Hälfte.
Alter
Die ältesten Grabsteine stammen aus den Jahren 1671 bzw. 1672. Das entspricht der Tatsache, dass Juden in Wittlich ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wieder ansässig waren, nachdem sie im Jahre 1418 vertrieben wurden. Aus dem Jahr 1718 gibt es auch einen Hinweis auf den Friedhof in einem Landmaßbuch. Zur Zeit der Anlage des Friedhofes gehörte das Grundstück zum nahegelegenen Hof Failz. Dieser wiederum war im Besitz der Abtei Himmerod. So haben die Juden das Grundstück wohl von der Abtei Himmerod gekauft bzw. zunächst gepachtet und dann gekauft. Eine Urkunde darüber existiert nicht mehr. Der jüdische Friedhof ist damit die älteste in Wittlich noch vorhandene Begräbnisstätte.
Verkauf und Rückgabe
Nachdem in der Zeit des Nationalsozialismus im Jahr 1942 die letzten Juden aus Wittlich deportiert waren, wurde der Friedhof 1943 durch die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland zwangsweise an die Stadt Wittlich zu einem Preis von 100 RM verkauft. Im Jahre 1949 wurde der Verkauf für nichtig erklärt. Seitdem ist die Jüdische Kultusgemeinde in Trier Eigentümerin des Grundstücks. Der Friedhof wird in Absprache mit dieser von der Stadt Wittlich betreut und gepflegt.
Zerstörungen
Der Friedhof wurde in der nationalsozialistischen Zeit mehrfach zerstört. Wahrscheinlich wurden viele Grabsteine von der rechten Seite des Friedhofs damals auch abtransportiert. Aber auch nach 1945 gab es mehrfach Beschädigungen und Vandalismus. Am schlimmsten zerstört wurde der Friedhof am 2. Juni 1987, als Jugendliche dort 111 von insgesamt 162 vorhandenen Grabsteinen umwarfen und teilweise zerstörten. Diese Schäden konnten, soweit möglich, behoben werden.
Dr. Marianne Bühler, März 2018
- Aktuelle Seite:
- /
- /
Hintergründe