Der Boykott am 01. April 1933

Erinnerungen von Grete Bender

Kategorie: Der Boykott

Zeitzeugen


Grete Bender wohnte am Marktplatz 1 in Wittlich. In einem Brief schildert sie die Ereignisse zur Machtergreifung der Natioalsozialisten vom 30. Januar und den Boykott vom 1. April 1933.

"Ich erinnere mich noch gut an den 30. Januar 1933. Wir wohnten in unserem Geschäftshaus Marktplatz N0. 1 und wie es in kleinen Städten üblich ist, spielte sich alles an öffentlichen Kundgebungen und dergleichen dort ab. Der Marktplatz faßte kaum die jubelnde Menge, die Hakenkreuzfahne wurde am Rathaus angebracht, es wurden die üblichen Lieder gesungen, Scheinwerfer sorgten für taghelle Beleuchtung, das war für uns der Anfang vom Ende.

Dann kam der 1. April 1933. Es war ein Samstag. Mit aufreizenden Plakaten standen  meist junge SA-Leute vor den jüdischen Geschäften und sorgten dafür, daß keine Käufer sie betreten sollte. Wer hätte das schon gewagt? Das Volk war schon eingeschüchtert, und sie brauchten nicht in Aktion zu treten. Auf den Plakaten standen hetzerische Aufschriften: Kauft nicht bei Juden! Die Juden sind unser Unglück! Hier haust ein Jude, meide seine Bude! 

Trotzdem wagten sich später doch wieder Leute in die jüdischen Geschäfte, manche kamen durch die Hintertüren, um nicht gesehen zu werden. Angst! Angst! Die Hetze ging weiter.

Tel Aviv , 1982, Brief an W. Plohmann, Wittlich