Joseph Feiner - ein Wittlicher Lehrer in Hamburg

Lehrer in Sonsbeck, ...

Kategorie: Joseph Feiner

Seine erste Lehrerprüfung legte Joseph Feiner 1884 ab. um anschließend in Sonsbeck, einer kleinen Filialgemeinde von Xanten am Niederrhein, eine „Familienschule“ zu gründen, die erst vier Jahre später in eine jüdische Volksschule umgewandelt werden konnte. Wie für diese Zeit üblich, musste Feiner als jüdischer Lehrer auch die Ämter des Kantors und des Schächters übernehmen. Gerade dieses Schächteramt wurde von vielen akademisch ausgebildeten jüdischen Lehrern als des Lehrerberufes unwürdig empfunden und auch Feiner trat später als Vorsitzender des jüdischen Lehrerverbandes entschieden für eine Entkoppelung der zahlreichen Nebenverpflichtungen jüdischer Lehrer mit der Kernaufgabe des Lehrers in den kleinen Gemeinden ein. Eine im Sonsbecker Stadtarchiv erhaltene Akte dokumentiert, wie sehr Joseph Feiner sich für Gründung und Anerkennung der jüdischen Schule – vor allem gegen den erbitterten Widerstand des katholischen Pfarrers – hatte einsetzen müssen.

Häufige Ortswechsel waren Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur für jüdische Lehrer an der Tagesordnung. Die Jahre 1889 bis 1891 arbeitete Feiner in der „Sängerstadt“ Finsterwalde in der Niederlausitz, wo er mit vermutlich ähnlich schlechten Arbeitsbedingungen wie in Sonsbeck zu kämpfen hatte. Während dieser Zeit scheint Feiner als Gasthörer an der „Hochschule für die Wissenschaft des Judentums“ in Berlin seine Fortbildung betrieben zu haben. 1882 legte er sein Examen zum Mittelschullehrer ab und nach einer kurzen Anstellung an der „Höheren Töchterschule“ in Hamburg wurde Feiner 1892 Lehrer an der Hamburger „Stiftungsschule von 1815“, einer der renommiertesten Schulen der Hansestadt. Bis zu seiner Pensionierung 1929 unterrichtete er die Fächer jüdische Religion, Deutsch, Geschichte und Geographie. Außerdem erteilte Feiner an der orthodox ausgerichteten „Talmud Tora Schule“ Religionsunterricht. Im Herbst 1900 hatte Joseph Feiner die Rektoratsprüfung bestanden. Damit war eine Gehaltsaufbesserung, nicht aber die Leitung einer Schule verbunden.


Franz-Josef Schmit, Erstveröffentlichung in: Der Säubrenner 2011, S. 80 – 85.

Fotos: Franz-Josef Schmit

Lit.:
Biografie von F. J. Schmit:
Joseph Feiner - Ein jüdischer Lehrer aus Wittlich. Stationen eines bewegten Lehrerlebens. Trier 2011. (Bd. 13 der Schriftenreihe des Emil-Frank-Instituts. Hrsg. von Reinhold Bohlen).