Joseph Feiner - ein Wittlicher Lehrer in Hamburg

Heirat und Familiengründung

Kategorie: Joseph Feiner

Im Mai 1893 hatte Joseph Feiner die um einige Jahre jüngere Fanny Fröhlich aus Warendorf bei Münster geheiratet. Fanny stammte aus einer recht wohlhabenden jüdischen Fabrikantenfamile.

Der erste SHertha Feiner Toechter FJS 400ohn Hermann kam am 17. März 1894 in Hamburg zur Welt. Er studierte Rechtswissenschaften und war seit Oktober 1921 als promovierter Jurist Richter am Landgericht der Hansestadt beschäftigt. In seiner Freizeit betätigte sich Hermann Feiner als Pianist im „Jüdischen Kulturbund“ und engagierte sich für die „Religiös-Liberale-Liste“ auf Seiten des Tempelverbandes im Bereich Erziehungsfragen. Trotz seiner Kriegsauszeichnungen wurde er wie viele andere jüdischen Juristen schon im Juni 1934 entlassen. Wegen schwerer Depressionen begab er sich zur Kur nach Königsstein/i. Taunus, wo er sich am 5. Juli 1935 erhängte. Seine Witwe Dorothea konnte mit dem Sohn Frank im November 1938 in die USA emigrieren.

Die Tochter Hertha, geb. am 8. Mai 1896 in Hamburg, war Lehrerin. Verheiratet war sie mit dem nichtjüdischen Verleger Asmus. Aus der Ehe stammen zwei Töchter: Marion (geb. 1927, in England verstorben) und Inge (geb. 1925, in HH lebend). Zu Beginn der NS-Zeit ließ sich der Vater scheiden; Hertha wurde aus dem Hamburger Schuldienst entlassen und zog mit ihren beiden Töchtern nach Berlin, wo sie bis November 1941 an einer privaten jüdischen Schule unterrichten konnte. Die Töchter lebten in einem Internat am Genfer See. Nach ihrer Entlassung arbeitete Hertha Feiner-Asmus für die Berliner jüdische Gemeinde in der Josef Feiner Enkelkindern 400 FJSGroßen Hamburger Straße und musste bei der Organisation der Deportationen der Berliner Juden mithelfen. Als sie selbst Richtung Auschwitz deportiert wurde, nahm sie sich auf dem 36. Osttransport am 12. März 1943 mit einer Zyankalikapsel das Leben.

Die von dem Historiker Karl Heinz Jahnke herausgegeben Briefe „Hertha Feiner. Vor der Deportation. Briefe an die Töchter Januar 1939 – Dezember 1942“ (Frankfurt/M 1993) sind nicht nur ein bewegendes Zeugnis „von der mütterlichen Liebe und Sorge, mit denen diese gebildete und feinsinnige Frau die Entwicklung ihrer heranwachsenden Töchter aus der Ferne begleitete, sondern sie (die Briefe) dokumentieren auch in erschütternder Weise den Alltag einer Jüdin im nationalsozialistischen Berlin.“ (zit. nach dem Klappentext des o.g. Buches).

In Hamburg erinnern eine von Schülern geschaffene Installation vor der Meerweinschule und der „Hertha-Asmus-Stieg“ am Kulturzentrum Kampnagel an Hertha Feiner.

Der jüngste Sohn Erich (geb. am 8. Juni 1899) konnte rechtzeitig aus Nazi-Deutschland nach Montevideo/ Uruguay entkommen; er kehrte später nach Hamburg zurück, wo er im Juni 1969 starb. Er ist wie die anderen Familienangehörigen in Hamburg-Ohlsdorf (jüdischer Friedhof Ilandkoppel) bestattet. Auf seinem Grabstein ist eine Erinnerung an die Schwester Hertha zu lesen.

 

 


Franz-Josef Schmit, Erstveröffentlichung in: Der Säubrenner 2011, S. 80 – 85.

Fotos: Franz-Josef Schmit

Lit.:
Biografie von F. J. Schmit:
Joseph Feiner - Ein jüdischer Lehrer aus Wittlich. Stationen eines bewegten Lehrerlebens. Trier 2011. (Bd. 13 der Schriftenreihe des Emil-Frank-Instituts. Hrsg. von Reinhold Bohlen).