Moses, Samuel und andere – die ersten Juden in Wittlich
Zwischen Wittlich und Trier...
und darüber hinaus.
In den oben genannten Urkunden (siehe Geldgeschäfte) wird Aaron im Jahre 1335 noch als „Aron der Jude zo Wittelich“ bezeichnet, dann aber im Jahre 1337 als „Aaron von Wittlich“. Im Zeitraum dazwischen wird er also nach Trier umgezogen sein. Die Hintergründe sind nicht bekannt. Da er in den darauffolgenden Jahren fast immer zusammen mit Jakob Daniels, dem Finanzverwalter Balduins, Geschäfte machte, kann man eine mögliche familiäre Bindung vermuten. In jedem Fall scheint er auf der Ebene des Kurfürstentums und darüber hinaus sehr erfolgreich gewesen zu sein. „Aaron von Wittlich und Bonamys von Brabant scheinen im größeren Umfang mit Wein gehandelt zu haben, denn sie sicherten sich im August 1342 bei der Ablösung von Schulden das Recht, an den Zollstätten des Kölner Erzbischofs zu Andernach und Bonn zwanzig Fuder Wein zollfrei vorbeiführen zur können. Es ist wohl derselbe Jude Aaron, der 1336/37 zusammen mit dem Trierer Juden Baruch in Köln im Auftrag Balduins größere finanzielle Transaktionen – und anscheinend auch Weinverkäufe – vorgenommen hat.“14
Etwa zur gleichen Zeit war Salman (oder Salemann oder Salmann) von Wittlich als erfolgreicher Geldgeber tätig. Bereits 1325 wird er als in Trier ansässig erwähnt. Bis in die 1340er Jahre taucht er immer wieder in den unterschiedlichsten Urkunden auf, u.a. auch im Zusammenhang mit dem Rittergeschlecht derer von der Leyen aus Ürzig.15 Die Beziehung zwischen dem Ritter Heinrich von der Leyen und Salman von Wittlich war so eng, dass Salman nicht nur als Geldgeber, sondern im Jahre 1330 auch als Bürge des Ritters auftaucht. Dies lässt darauf schließen, dass der jüdische Geschäftspartner die finanziellen Verhältnisse der von der Leyens gut kannte und einschätzen konnte.16 „Es blieb dies nicht die einzige Bürgschaft Salmans für Heinrich. Bereits weniger als zwei Monate später taucht er in einer weiteren Schuldurkunde erneut als Bürge auf. Dieses Mal hatte Heinrich offensichtlich nicht genug Geld bei sich gehabt, um Wolltuch im Wert von 18 Pfund kleiner Turnosen 8ca. 24 kl. fl.) zu bezahlen, welches er bei den beiden Trierer Bürgern Philipp, dem ehemaligen Schultheiß von Tholey, und Wilhelm von Lautern erstanden hatte, worauf eine Schuldurkunde ausgefertigt wurde.“17
Salman besaß ein eigenes Siegel: Im Jahre 1329 besiegelt er zusammen mit Abraham von Kesten, seinem Neffen, eine Urkunde über Schulden des Ritters Thilmann von Schwarzenberg. Das Siegel hatte im Bild einen Brunnen, aus dem zwei Vögel trinken, wohl ein Symbol für die Tora als Quelle des Lebens. Die hebräische Umschrift lautet: Schelomo, Sohn des Schmuel, der leben möge.18
14 Haverkamp (wie Anm. 2), S. 464f.; zur erstgenannten Urkunde siehe Kortenkamp (wie Anm. 3), S. 217f.
15 siehe hierzu Michael Anschütz (wie Anm. 9).
16 Kortenkamp (wie Anm. 3), S. 174.
17 Anschütz (wie Anm. 9), S. 56.
18 Kortenkamp (wie Anm. 3), S. 171, zum Siegel siehe auch:
Die Karte zeigt Ansiedlungen von Juden im Kurfürstentum Trier von Erzbischof Balduin (1307 -1354)
Qu.:Angelika Schleindl, Jüdisches Lebenn in Wittlich, Ausstellungskatalog, Stadtverwaltung Wittlich
Autor: Dr. Marianne Bühler, April 2020