Wir standen nicht Abseits
Am 27. Januar jährte sich der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Seinen Ursprung hat der Gedenktag in der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945. Der beispiellose Schrecken, der dort vorgefunden wurde, steht heute wie der Name des Vernichtungslagers als stellvertretender Begriff für die Verbrechen der Nationalsozialisten.
Anlässlich des diesjährigen Gedenktages eröffnete am 27. Januar eine Ausstellung zum Widerstand von Frauen in der Zeit des Nationalsozialismus in der Autobahnkirche St. Paul, die für mehrere Wochen im Landkreis ‚wandern‘ wird. Anlässlich zu diesem Gedenken lädt die Stadt Wittlich Frau Dr. Frauke Geyken zu einem Fachvortrag ein, der Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus in den Fokus nimmt. Frau Dr. Geyken studierte Geschichte, Skandinavistik und Anglistik in Göttingen und Lund, ihren Forschungsschwerpunkt zu Frauen im Widerstand veröffentlichte sie bereits in einem Buch im Verlag C. H. Beck.
Lange Zeit wurde ausschließlich von Männern im Widerstand gegen den Nationalsozialismus gesprochen. Inzwischen hat es sich zwar weitgehend durchgesetzt, von den „Männern und Frauen“ im Widerstand zu sprechen, dennoch wurden und werden Regimegegnerinnen in der öffentlichen Erinnerung und in der Widerstandsforschung immer noch vor allem als Unterstützerinnen ihrer Ehemänner, Freunde, Väter, Brüder oder Söhne, nicht jedoch als selbständig Handelnde wahrgenommen. So kritisierte selbst Freya von Moltke, Ehefrau einer der geistigen Köpfe des Kreisauer Kreises, bei einer Gedenkveranstaltung in der Berliner St. Matthäus-Kirche am 19. Juli 2004, dass es ihr nach all den Jahren noch immer nicht gelungen sei, als „aktives Mitglied des Widerstandes anerkannt“ zu werden.
Viele Frauen „verschwanden“ in der Nachkriegszeit hinter dem Bild ihrer Männer. Dabei waren sie auch in der Nachkriegsgesellschaft gleich mehrfach gefordert: Wegen des schwierigen Umgangs der Deutschen mit dem Widerstand in den ersten Nachkriegsjahrzehnten sah man sie oft als Ehefrauen von „Verrätern“. Viele erhielten in den ersten Jahren keinerlei staatliche Unterstützung und mussten Wege finden, selbst für ihren Unterhalt und den ihrer Kinder zu sorgen. Nicht wenige engagierten sich stark in der Aufarbeitung der Geschichte des Nationalsozialismus und in der Widerstandsforschung. Andere Frauen wurden deswegen kaum wahrgenommen, weil ihre eigenen Widerstandsaktionen zumeist weniger spektakulär und Aufsehen erregend waren, als die mancher Männer: Häufig waren sie es, die unter großem persönlichen Risiken gefährdete Menschen versteckten, ihnen Lebensmittelkarten, Kleidung, Pässe besorgten und sie sogar vor der Deportation bewahrten. Gerade unter diesen Frauen gab es viele, die auch in der Nachkriegszeit nie über ihr Engagement gesprochen haben.
Alle Interessierten Bürgerinnen und Bürger Wittlichs sowie Gäste sind herzlich eingeladen an der Veranstaltung teilzunehmen. Der Vortrag findet am 20. Februar 2025 um 18:30 Uhr in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge in Wittlich statt. Im Anschluss an den Vortrag bleibt Zeit für Fragen und Diskussion.
Veranstalter: Kulturamt der Stadt Wittlich
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siehe auch die Ausstellungsdaten
Internetseite des Studienkreises Deutscher Widerstand
Lit.:Wir standen nicht abseits, Frauen im Widerstand gegen Hitler, Dr. Frauke Geyken, C.H. Beck Verlag