Jüdische Geschäfte und Betriebe
Zigarrenfabrik Hess
Das milde Klima im Wittlicher Tal ermöglicht bis heute den Anbau von Tabak. Mit ein Grund, warum in Wittlich schon sehr früh Tabak zu Zigarren verarbeitet wurde. Das Bild des Morbacher Malers Wilhelm Terwei (1875-1946) hat diese Produktion zum Inhalt. Er hat es 1936 gemalt. Es zeigt die Zigarrenfabrik von Bernhard Felzen, der noch bis ca 1950 Zigarren herstellte und verdeutlicht gut die Arbeitsprozesse einer Zigarrenfabrik. Unter den Tabakfariken gab es Anfang des 20. Jahrhunderts auch eine Reihe jüdischer Betriebe.
Zu den bekannten größeren Betrieben zählte die Zigarrenfabrik von Samuel Hess in der Oberstr.1, gegründet 1887. Die Firma expandierte sehr schnell. Es gab Niederlassungen in Boppard, Adenau und Manderscheid. Samuel Hess war ein bei seinen Arbeitern beliebter Chef. Wegen Erbteilung wurde die Firma 1904 gelöscht.
1908 gründet der Sohn Gottfried (Fritz) Hess die Firma neu. Genauso erfolgreich wie sein Vater, verhalf er dem Unternehmen schnell zu Ansehen in der Stadt.
1910 kaufte er die alte Synagoge in der Himmeroderstraße und erweiterte dadurch seinen Betrieb in der Oberstraße. Später zog die Firma in die Kurfürstenstraße um wo er das ehemalige Lehrerseminar erworben hatte. Neben die Firma baute der Archithekt Johannes Vienken für die Familie Hess ein Wohnhaus.
Ebenso wie seinem Vater, war es Fritz Hess ein Anliegen, dass es seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gut ging. Dass er als Unternehmer sehr beliebt war, davon zeugen auch die Glückwunschanzeigen zur Geburt seines Sohnes in der Wittlicher Presse.
Fritz Hess starb 1925. Die Firma wurde aufgelöst.
Album
Qu.: Das Ölgemälde "Wittlicher Zigarrenproduktion" ist von Wilhelm Terwei, 1875-1946 und befindet sich im Besitz der Stadt Wittlich. Weitere Informationen dazu von Gerd Bayer im Kreisjahrbuch 2005, Seite 286.
Juden in Wittlich, Maria Wein-Mehs, Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Wittlich, 1996, Seite 595, Seite 600