Die jüdische Schule in Wittlich
Die Lehrer
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Die Lehrer wurden von der jüdischen Gemeinde angestellt. Meist übernahmen sie neben der Lehrertätigkeit noch andere Funktionen. Zum Beispiel: Vorsänger in der Synagoge, oder die Aufgabe des Schächters. In der Wittlicher Gemeinde gab es auch eine Zeit, in der das Vermögen nicht ausreichte um einen Lehrer einzustellen. Dann übernahmen diese Funktion ehrenamtlich Mitglieder aus der Gemeinde.
Nathan Isaac
kam aus Greiffenhagen in Pommern. Er war zuvor in Laufersweiler im Hunsrück tätig gewesen. Er wurde als Elementar- und Religionslehrer eingestellt, gleichzeitig auch als Vorsänger im Synagogengottesdienst und als Schächter. Er war der erste Lehrer an der im Januar 1826 gegründeten jüdischen Privatschule. Da er aber eine zusätzliche Prüfung vor dem Konsistorium in Trier nicht ablegte und außerdem der jüdischen Gemeinde die Mittel fehlten, den Schulbetrieb auf Dauer aufrecht zu erhalten, wurde das Dienstverhältnis nach drei Jahren nicht verlängert. Isaac verließ Wittlich; seine Familie aber blieb hier in ärmlichen Verhältnissen zurück. Seine Frau Maria starb hier im Jahre 1962 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Wittlich begraben.
In den Jahren von 1828 – 1858 besuchten die jüdischen Kinder die christliche Elementarschule, erhielten daneben aber privaten Religionsunterricht durch ehrenamtliche Lehrer. Diese waren teilweise als Lehrer ausgebildet, teilweise aus anderen Gründen für geeignet erachtet worden, den Unterricht zu übernehmen. Sie waren aber nicht angestellt, sondern ehrenamtlich tätig.
Es waren:
Simon Samter
Geboren am 08.07.1816 in Rakwitz / Posen, verheiratet mit Malka Ermann, war von 1839 bis 1842 Lehrer, Vorbeter und Schächter in Bruttig / Mosel gewesen. Er war zeitenweise in Wittlich wohnhaft und erhielt 1846 eine Stelle als Religionslehrer, Vorbeter und Schächter in Neumagen und Niederemmel an der Mosel. Später war er in Rhaunen im Hunsrück tätig. Er emigrierte 1868 mit seiner Frau und den jüngeren Kindern in die USA und starb 1887 in Detroit.
Qu.: Hermann Erschens, Die jüdische Schule in Neumagen, Trier 2013, S. 30f.
Moritz Krug
Moritz Krug, geboren 1816 in Wanowitz / Oberschlesien, war seit 1836 mit Sara Jüdel aus Wittlich verheiratet. Er lebte bis etwa 1860 in Wittlich und war als Textilkaufmann tätig. In diesem Jahr starb Sara und wurde auf dem Friedhof in Wittlich beerdigt. Das weitere Schicksal von Moritz Krug ist nicht bekannt.
Feist Müller
Feist Müller wurde 1806 in Waldwiese / Lothringen geboren, kam aber schon kurze Zeit später mit seiner Familie nach Wittlich. Sein Vater handelte mit Textilien. Er war ausgebildet als jüdischer Lehrer und war u.a. in Rhaunen tätig. Seine 1840 geschlossene Ehe mit Theresia Schlesinger wurde 1845 geschieden. In Wittlich lebte er in der Himmeroderstraße 26 zusammen mit seinem Bruder Lazarus. Hier hat er nachweislich in den Jahren 1850 bis 1853 die jüdischen Kinder unterrichtet. Er starb 1888 und ist auf dem jüdischen Friedhof in Wittlich begraben.
Herz Cahn (Kahn)
Geboren wurde Herz Cahn 1829 in Osann. Er war Viehhändler, aber auch als Religionslehrer tätig (sein Vater Samuel war Handelsmann und „Rabbiner“). Er heiratete 1853 Babette Roos aus Offenbach am Glan. In Osann wurden ihnen zwei Kinder tot geboren. Später zog das Ehepaar nach Wittlich und erwarb ein Haus am Marktplatz 1. Herz Cahn starb am 13.10.1880 und wurde in Wittlich auf dem jüdischen Friedhof beerdigt. Seine Frau heiratete wieder und zog nach Trier.
Bermann Bermann
Auch Bermann Bermann kam aus Osann, wo er 1822 geboren wurde. Auch er wird als Rabbiner bezeichnet. Er lebte nach seiner Heirat im Jahre 1853 mit Theresia Schloss, die aus Leiwen stammte, in Leiwen. Hier wurden ihnen drei Kinder geboren, vier weitere kamen in Wittlich zur Welt, wohin die Familie im Jahre 1861 zog. Bermann Bermann besaß ein Haus in der Neustraße 39 und einige Äcker. Er starb am 5. Mai 1900 und wurde auf dem jüdischen Friedhof in Wittlich beerdigt.
Israel Frank
Israel Frank kam ebenfalls aus Osann, wo er 1804 geboren wurde. Er machte eine Ausbildung als Rabbiner bei Moses Lazarus (Trier), J. Ellinger aus Bingen und A. Auerbach aus Bonn. Er studierte vier Jahre lang in Bonn. Nachdem seine Bewerbung als Oberrabbiner in Trier gescheitert war, ließ er sich 1844 mit seiner Familie in Wittlich nieder. Er unterhielt einen Handel mit Textilien und Naturprodukten. Frank war langjähriger Vorsteher der jüdischen Gemeinde; möglicherweise befand sich auf seinem Grundstück auch eine Mikwe (ein jüdisches Bad). Israel Frank starb am 27. September 1872 in Wittlich. Sein Grabstein auf dem jüdischen Friedhof zeugt von seiner Gelehrsamkeit und von seinem hohen Ansehen in der Gemeinde.
Leopold Kurz war der erste Lehrer an der jüdischen Privatschule, die von 1858-1891 bestand. Er wurde 1826 in Weierbach geboren und war verheiratet mit Sara Levi aus Winnweiler. Seine Ausbildung hatte er im Marx-Haindorfschen Lehrerseminar in Münster absolviert; er war dann neun Jahre in Neunkirchen tätig. 1858 wurde er als Religionslehrer, Vorbeter und Schächter in Wittlich unter Vertrag genommen; mit der Schulgründung, die etwas später erfolgte, wurde er dann auch Elementarlehrer und Leiter der Schule. Auf Grund seiner schwächlichen Konstitution starb Leopold Kurz bereits am 4. Januar 1862 mit nur 36 Jahren und wurde auf dem Wittlicher jüdischen Friedhof begraben.
Auch Eppstein stammte aus Weierbach, auch er war vermutlich in Münster ausgebildet worden. Er war nur kurze Zeit, von März 1863 bis November 1864 in Wittlich tätig. Sein weiterer Lebensweg ist unbekannt. Nach seinem Weggang blieb die jüdische Privatschule ein ganzes Jahr lang geschlossen.
Karl Herzfeld wurde etwa 1819 geboren. Er war am Lehrerseminar in Soest ausgebildet worden und hatte schon über 20 Jahre Berufserfahrung hinter sich, als er nach Wittlich kam. Er war verheiratet mit Johanna Zinkel und hatte sieben Kinder, von denen zwei in Wittlich geboren wurden. 1864 schloss er mit der jüdischen Gemeinde einen Vertrag über drei Jahre ab. Auch er war gleichzeitig für die Kultusdienste und das Schächten zuständig. Nach drei Jahren wurde der Vertrag wegen seiner orthodoxen Einstellung nicht verlängert; sein weiteres Schicksal ist unbekannt.
Van der Walde war geboren um 1843 und ausgebildet in Hannover, wo er auch die zweite Lehrerprüfung abgelegt hatte. Er kam mit 24 Jahren nach Wittlich. 1874 heiratete er Rosalie Franken. Er blieb neun Jahre in Wittlich, von 1867-1876. Zum Religionsunterricht kamen auch die Kinder aus Bombogen, Landscheid und Niederöfflingen. Van der Walde wurde als fähiger und rühriger Lehrer gelobt. Van der Walde verließ Wittlich auf eigenen Wunsch; sein weiterer Lebensweg ist unbekannt.
Moses Lichtenstädter war 1850 in Schmalkalden geboren und wurde in Pfungsstadt bei Darmstadt als Lehrer ausgebildet. Als junger Mann kam er mit 27 Jahren nach Wittlich; auch er blieb nur drei Jahre in Wittlich.
Gerson Pels kam aus Emden in Ostfriesland. Er wurde 1979 für drei Jahre unter Vertrag genommen, obwohl er keine Examina nachweisen konnte. Seine Beurteilungen seitens des Schulinspektors fielen sehr schlecht aus. Ein Grund dafür scheint in seiner Schwerhörigkeit gelegen zu haben. Pels verließ Wittlich im Jahr 1882 und ging nach Lemgo.
Levi Löwenstein stammte aus Rehberg in Norddeutschland. Er war von 1882 bis 1885 Lehrer, Kultusdiener und Schächter in Wittlich. Seine Leistungen werden als befriedigend beurteilt. Weiteres ist über seinen Lebenslauf nicht bekannt.
Ruben Nußbaum wurde 1864 in Burghaun in Hessen geboren. Mit 22 Jahren, noch ledig, trat er 1886 seine erste Stelle in Wittlich an. Ein Jahr später legte er in Kassel seine zweite Lehrerprüfung ab. Anders als seine Vorgänger blieb er 9 Jahre lang in Wittlich. Das hing sicher auch damit zusammen, dass die Bedingungen für einen Lehrer nach der Gründung der öffentlichen jüdischen Elementarschule wesentlich besser waren. Auch die Konstituierung der jüdischen Gemeinde nach dem preußischen Gesetz von 1847 bedeutete eine Stabilisierung der Gesamtsituation und vereinfachte seine Arbeit. Nußbaum war der erste, der als Lehrer von Staats wegen und als Kultusbeamter von Seiten der Gemeinde finanziert wurde. Als letzter Lehrer übte er gleichzeitig auch noch das Amt des Schächters und des Mohel, des Beschneiders aus.
1891 heiratete Nußbaum Auguste Mendel aus Wittlich; hier wurden dem Paar auch zwei Söhne geboren. Im Jahre 1895 verließ Ruben Nußbaum Wittlich und war anschließend als Lehrer in Duisburg tätig, wo er 1930 starb. Die Wittlicher Gemeinde nahm auch nach den vielen Jahren des Weggangs noch großen Anteil an seinem Tod.
Auch Max Mayer kam als junger Mann nach Wittlich. Er stammte aus Mayen, wo er 1873 geboren wurde. Wegen problematischer Angaben bei seiner vorherigen Dienststelle war er nur vom Herbst 1895 bis zum Januar 1897 in Wittlich tätig.
Julius kann stammte aus Rheinböllen, wo er 1874 geboren wurde. Er heiratete die Tochter eines jüdischen Lehrers in Haigerloch, Hohenzollern, Olga Speyer. Die vier Kinder des Paares wurden zwischen 1903 und 1910 in Wittlich geboren. Julius Kann hatte seine Ausbildung am Marks-Haindorfschen Lehrerseminar in Münster absolviert. Ab Dezember 1897 bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1920 war Kann Lehrer in Wittlich. Er war, anders als seine Vorgänger, nicht mehr als Schächter und Beschneider tätig. Neben der Tätigkeit an der jüdischen Elementarschule unterrichtete er auch die Kinder der weiterführenden Schulen in jüdischer Religion. In der Zeit des ersten Weltkrieges unterrichtete er zeitenweise auch die Kinder der evangelischen Schule. In seine Zeit fiel der Neubau der Wittlicher Synagoge. Mit der Gründung eines gemischten Chores und der Anschaffung eines Harmoniums hat er der Gemeinde in ihrem neuen Gebäude ein reformorientiertes und liberal geprägtes Erbe hinterlassen.
Julius Kann hatte ein Magenleiden und starb, erst 46 Jahre als, am 5. Juli 1920 nach einer Operation in Bonn. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Wittlich beerdigt. Nicht nur die jüdischen Gemeinde, sondern auch Behördenvertreter, Vertreter der katholischen Gemeinde und viele Mitbürger erwiesen ihm die letzte Ehre.
„Ein unendlich langer Trauerzug, an der Spitze der Männergesang-Verein Wittlich, gab dem Verstorbenen das letzte Geleit. Außer in seinem Amte als Seelsorger war der Verstorbene ca. 25 Jahre lang als Lehrer an der hiesigen israelitischen Volksschule unermüdlich tätig, bei seinen Schülern beliebt und hochgeachtet. Ein selten edler und biederer Mensch ist mit ihm dahingegangen.“ (Wittlicher Kreisblatt, 11.7.1920)
David Hartmann wurde 1891 in Beuthen / Oberschlesien geboren und diente zeitenweise im Heer. Als Lehrer ausgebildet, arbeitete er zunächst in Bosen. Er heiratete im Jahr 1921 die Lehrerstochter Jettchen Hess aus Saarwellingen. Im gleichen Jahr trat er seine Stelle als Lehrer und Kultusbeamter in Wittlich an. Die drei Kinder Walter, Rachel und Bettina wurden zwischen 1922 und 1926 in Wittlich geboren. Die Familie wohnte seit 1924 im Haus Wilhelmstraße 53 (heute Trierer Landstraße), das die Synagogengemeinde als Wohnung für ihre Lehrer angekauft hatte.
David Hartmann blieb auch in der Zeit des Nationalsozialismus Lehrer und Vorbeter in Wittlich, was seine Arbeit stark belastete. Während des Pogroms wurde das Haus am 10.1.1938 durch die Nationalsozialisten zerstört und Hartmann verhaftet und in das Wittlicher Gefängnis eingeliefert. Sein Schwiegervater Joseph Hess starb kurz nach dem Pogrom. David Hartmann verließ Wittlich im Februar 1939 Richtung Palästina, wohin sein Sohn schon zuvor ausgewandert war. Er starb 1973 in Israel.
Auszüge aus einem Brief von der Tochter Rahel Cohn-Hartmann an den Arbeitskreis:
... Meine Eltern kamen als junges Ehepaar 1921 nach 'Wittlich, mein Vater war Lehrer an der einklassigen Schule, d.h. alle Schüler wurden zur selben Zeit in derselben Klasse unterrichtet. Mein Vater gab auch Religionsunterricht in den Dörfern der Umgebung. Im Wittlicher Jugendbund der jüdischen Jugend, die sich wöchentlich zu kulturellen Veranstaltungen traf, organisierte er Vorträge, Musikabende und gemütliches Beisammensein. ....
Qu.: für den gesamten Artikel: Maria Wein-Mehs, Juden in Wittlich, Wittlich 1993.
Dr. Marianne Bühler, 2019
Foto: Archiv Emil Frank Institut (Ausschnitt aus dem Hochzeitfoto von Emil Frank)
Autor
Dr. Marianne Bühler, 2019
Qu.: Angaben bei dem jeweiligen Kapiteln