Sprecher 3
Am Morgen des 10. November 1938 zogen die Trupps der SA nicht nur zur Synagoge, sondern auch zu den jüdischen Wohnungen und Häusern, um dort ihr Zerstörungswerk fortzusetzen.
Matthias Josef Mehs, der nach dem Krieg Bürgermeister in Wittlich wurde, schrieb in sein Tagebuch:
„Am schlimmsten war es in der Villa des Willi Ermann, eines reichen, ruhigen, anständigen Menschen, der wohl noch nie einem Menschen was zu leid getan. Das Zerstörungskommando drang ein, schlug Porzellan, Kristall, Silber, Uhren, Möbel, Küche, Gemälde, alles drunter und drüber zusammen. Er selbst wurde abgeführt, nachdem man bei ihm noch 6000 Reichsmark beschlagnahmt hatte. Es sind überhaupt mehrere Juden verhaftet worden, der grauenhafteste Tag mit grauenhaften Ausblicken.“ Auch ein wertvoller Bechstein-Flügel wurde in der Villa Ermann in Stücke geschlagen. Das Haus war anschließend unbewohnbar, wie ein Polizist bestätigte.
Text: Dr. Marianne Bühler, 2024
Hinweise Mahnwache
Die Mahnwachen am 09.November werden seit vielen Jahren vom Arbeitskreis "Jüdische Gemeinde Wittlich" gestaltet. 2024 hat eine Trägergemeinschaft von Kulturamt der Stadt Wittlich, dem Emil Frank Institut und dem Arbeitskreis Vorbereitung und Durchführung übernommen.
Die vorgetragenen Texte, die der Arbeitskreis, in Absprache mit den anderen Veranstaltern, zusammengestellt hat, stehen in Bezug zu damals und zur Situation heute.
Diese Form der Erinnerungs- und Gedenkarbeit gibt es seit Ende der der 70' iger Jahre. Damals zunächst initiiert von der Wittlicher "Pax-Christi" Gruppe vor der ehemaligen Synagoge.
Foto: Werner Bühler