Sprecher 4
Jenny Mayer, die zum Zeitpunkt des Pogroms bei Verwandten in Luxemburg zu Besuch war, schrieb später:
„Am Tage des Pogroms im November 1938 befand ich mich besuchsweise in Grevenmacher/ Luxemburg, und kehrte erst 2 Tage nach den Ausschreitungen nach Wittlich zurück. Dort traf ich meine Nichte Lotte mit einer Hausangestellten namens Bermann an, die beide in der Zeit der Demolierung in der Garage eingesperrt waren. Mein Schwager, der anlässlich der Aktion festgenommen wurde, befand sich noch in Haft. Das Haus bot bei meinem Eintritt einen erschreckenden Anblick. Sämtliche Porzellan-, Kristall- und Glasgegenstände waren restlos zerstört. Das Mobiliar war fast restlos bis zur vollständigen Unbenutzbarkeit demoliert; Betten, Matratzen, Couch usw. waren aufgeschnitten; Lebensmittelvorräte unbrauchbar gemacht; Silber und Leinen zum Teil geplündert und gestohlen, zum restlichen Teil vollständig zerstört….Mein Schwager Wilhelm konnte nachher die Wohnung nicht mehr benutzen und hielt sich bei Familie Salomon Ermann, Wittlich, Oberstr. Auf. Meine Nichte und ich hielten uns bei Familie Bermann auf.“
Einige Wochen später haben alle drei die Stadt verlassen.
Text: Dr. Marianne Bühler, 2024
Hinweise Mahnwache
Die Mahnwachen am 09.November werden seit vielen Jahren vom Arbeitskreis "Jüdische Gemeinde Wittlich" gestaltet. 2024 hat eine Trägergemeinschaft von Kulturamt der Stadt Wittlich, dem Emil Frank Institut und dem Arbeitskreis Vorbereitung und Durchführung übernommen.
Die vorgetragenen Texte, die der Arbeitskreis, in Absprache mit den anderen Veranstaltern, zusammengestellt hat, stehen in Bezug zu damals und zur Situation heute.
Diese Form der Erinnerungs- und Gedenkarbeit gibt es seit Ende der der 70' iger Jahre. Damals zunächst initiiert von der Wittlicher "Pax-Christi" Gruppe vor der ehemaligen Synagoge.
Foto: Werner Bühler