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Am Anfang des Jahres zog Willy Ermann nach Bad Mondorf in Luxemburg, wohin bereits Jenny Mayer gezogen war. Sie war durch die Heirat mit ihrem verstorbenen Mann Luxemburger Staatsangehörige.
Mit allen Mitteln raubten die Nationalsozialisten die Juden aus. Willy Ermann musste für die entstandenen Schäden des Pogroms die so genannte „Judenvermögensabgabe“ zahlen. Außerdem wurde bei seiner Auswanderung die „Reichsfluchtsteuer“ fällig. Im Juni 1939 wurde ihm die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannt. Damit verfiel sein gesamtes noch vorhandenes Vermögen dem Deutschen Reich.
Willy Ermann plante die Ausreise in die USA, wo bereits sein Bruder Max lebte. Im Januar 1940 waren die Pläne soweit gediehen, dass er binnen sechs Monaten mit der Emigration rechnen konnte.
Der Zweite Weltkrieg und die Eroberung Luxemburgs am 10. Mai 1940 kamen dazwischen. Jenny Mayer und Willy Ermann konnten noch nach Frankreich fliehen. Nach Aufenthalten in verschiedenen Lagern lebten sie in Südfrankreich. Am 20. August 1942 wurde Ermann verhaftet und ins Sammellager Drancy bei Paris gebracht. Von dort wurde er am 16. September 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet.
Text: Dr. Marianne Bühler, 2024
Hinweise Mahnwache
Die Mahnwachen am 09.November werden seit vielen Jahren vom Arbeitskreis "Jüdische Gemeinde Wittlich" gestaltet. 2024 hat eine Trägergemeinschaft von Kulturamt der Stadt Wittlich, dem Emil Frank Institut und dem Arbeitskreis Vorbereitung und Durchführung übernommen.
Die vorgetragenen Texte, die der Arbeitskreis, in Absprache mit den anderen Veranstaltern, zusammengestellt hat, stehen in Bezug zu damals und zur Situation heute.
Diese Form der Erinnerungs- und Gedenkarbeit gibt es seit Ende der der 70' iger Jahre. Damals zunächst initiiert von der Wittlicher "Pax-Christi" Gruppe vor der ehemaligen Synagoge.
Foto: Werner Bühler