Die jüdische Schule in Wittlich
Die Elementarschule
Kategorie: jüdische Schule
Eine öffentliche Schule hatte für alle Seiten Vorteile, weil die Lehrer staatlicherseits eine feste Anstellung hatten. Eine solche Schule konnte allerdings nur von einer staatlich anerkannten Synagogengemeinde errichtet werden. Diesen Status erreichten die Wittlicher Juden im Jahr 1890, und so konnten sie die Gründung der Schule vorantreiben. Im Mai 1891 wurde die Schule dann genehmigt.
Ein geschätzter Lehrer in der Übergangszeit von der Privatschule zur öffentlichen Schule war Ruben Nussbaum, der von 1886-1895 in Wittlich tätig war. Er war der letzte der Lehrer, der auch als Schächter und Mohel (Beschneider) tätig war. Seine Nachfolger waren Max Mayer (1895-1897) und Julius Kann (1897-1920).
Julius Kann war mehr als 20 Jahre, bis zu seinem frühen Tod mit 46 Jahren, Lehrer und Kantor in Wittlich. Während des Ersten Weltkriegs, als Lehrer Haferkamp zum Militär musste, unterrichtete er zeitenweise auch die Kinder der evangelischen Schule. Besondere Verdienste erwarb er sich auch im Bereich der Reform des jüdischen Gottesdienstes. Er gründete einen vierstimmigen Synagogenchor und ließ sowohl für die Schule als auch für die Synagoge ein Harmonium anschaffen. So förderte er die deutsche Sprache in der Synagoge, was unter anderem bei der Einweihung der neuen Synagoge im Jahre 1910 deutlich wurde.
Julius Kann starb 1920 an einem Magenleiden und wurde mit großer Beteiligung, auch der Vertreter der Stadt und der katholischen Kirchengemeinde, auf dem jüdischen Friedhof in Wittlich beerdigt.
Der letzte Lehrer an der jüdischen Schule war David Hartmann, der aus Beuthen in Oberschlesien kam. Er war verheiratet mit Jettchen geb. Hess, deren Vater Josef Hess u.a. Lehrer in Neumagen gewesen war. Josef Hess starb am 20.11.1938 in Folge von Misshandlungen während des Pogroms am 10.11.1938 in Wittlich.
Wie auch schon zur Zeit von Julius Kann, waren die jüdischen Eltern bestrebt, ihre Kinder auf weiterführende Schulen zu schicken, so dass in den höheren Jahrgängen kaum noch Schüler oder Schülerinnen vorhanden waren und ihre Zahl zurückging. Auch außerhalb der Schule kümmerte sich Hartmann um die Kinder, gab weitergehenden Unterricht im Hebräischen. Gerade in der NS-Zeit versuchte er durch den Jüdischen Jugendbund und eine Sportgruppe, einen Ausgleich für die ausgegrenzten Kinder zu schaffen. Nach dem Novemberpogrom wurde die Schule geschlossen; die Familie Hartmann wanderte nach Israel aus.
Autor
Dr. Marianne Bühler, 2019
Qu.: Angaben bei dem jeweiligen Kapiteln